Prozessbeginn im Ecclestone-Verfahren

(25.04.2014)

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone muss sich seit dem gestrigen Donnerstag vor dem Landgericht München I verantworten. Die Anklage lautet auf Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall. Anberaumt sind zunächst 26 Verhandlungstage, 39 Zeugen sollen gehört werden. Ecclestone drohen 10 Jahre Haft. Soweit die Eckdaten.

Der Hintergrund der Vorwürfe seitens der Staatsanwaltschaft ist hingegen komplex und schwer durchschaubar. Vor 8 Jahren soll Ecclestone, um Chef der elitären Formelserie zu bleiben, knapp 44 Millionen USD an Ex-Bayern-LB-Risikovorstand Dr. Gerhard Gribkowsky gezahlt haben. Dass das Geld geflossen ist, wird nicht bestritten. Warum es floss, ist hingegen unklar. Klar ist, dass der Bayern-LB im Rahmen der Kirch-Pleite nahezu 50 Prozent der Formel-1-Anteile zugefallen waren. Zuständig für den Verkauf eben dieser Anteile war Dr. Gribkowsky. Diesen umgarnte Ecclestone. Schlussendlich verkaufte die Bayerische Landesbank an das – dem nunmehr 83-jährigen genehme – Investmentunternehmen CVC Capital Partners, welches kurz darauf Ecclestone zum Geschäftsführer erklärte.

Dr. Gribkowsky, welcher im Rahmen der selbigen Affäre im Juni 2012 zu einer Freiheitsstrafe von 8 Jahren und 6 Monaten verurteilt wurde, wird als Kronzeuge aussagen. Er ist mittlerweile Freigänger und könnte Ecclestone womöglich schwer belasten. Deshalb erklärte die Verteidigung im Namen von Bernie Ecclestone bereits am ersten Verhandlungstag vorsorglich, Dr. Gribkowsky habe in entscheidenden Punkten die Unwahrheit gesagt. Beweise hierfür sollen nach der Kronzeugenvernehmung, welche am 9. Mai starten soll, folgen. Im Übrigen sieht sich Ecclestone nicht als Täter, sondern als Opfer. Nicht er habe Dr. Gribkowsky bestochen, sondern dieser ihn erpresst. Er habe Ecclestone damit gedroht, ihn bei den Steuerbehörden zu denunzieren. „Er wollte Geld“, so das Formel-1-Oberhaupt. „Ich sah mein Lebenswerk in Gefahr“, hieß es weiterhin in seiner Erklärung.

Interessant ist, Richter Peter Noll urteilte bereits im Verfahren gegen Dr. Gribkowsky. Zur Korruption gehört neben dem Bestochenen bekanntlich auch der Bestecher. Wie wird die Verteidigung versuchen, diese Logik zu umgehen?

Bleibt abzuwarten, wie sich das Verfahren entwickelt. Wir bleiben dran.

Dennis Cukurov / Prof. Dr. Steffen Lask



Autor:
Steffen Lask
steffen.lask@ecovis.com
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