Positive Dopingprobe bei HSV-Profi Vušković

Der 20-jährige Abwehrchef des HSV wurde in einer Trainingskontrolle positiv auf Erythropoetin, besser bekannt als EPO, getestet. 
Dies gab der DFB in einer Pressemitteilung am 12.11.2022 bekannt.

Der HSV nahm den Spieler aus dem aktiven Spielbetrieb. Der DFB hat ein Verfahren gegen den 20-Jährigen eingeleitet. Vušković wird nun vom DFB-Kontrollausschuss die Möglichkeit einer Stellungnahme gegeben und er hat das Recht zur Öffnung der B-Probe. 
Der Spieler wurde vorläufig gesperrt. Das Sportgericht wird Anfang der nächsten Woche über die vorläufige Sperre entscheiden.

Der HSV machte in einem Statement deutlich, dass er überrascht sei von den Ermittlungen und der positiven Dopingprobe.
Die Dopingkontrolle, die zu der positiven Probe geführt hatte, wurde schon am 16.09.2022 von der NADA (Nationalen-Anti-Doping-Agentur) während des Trainings durchgeführt.

Dem Spieler droht bei positiver B-Probe gem. §8b der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB eine mehrjährige Sperre.
Der HSV hat vorerst, keine negativen Spielwertungen zu befürchten und ließ verlauten, dass er zwar zu seinem Spieler stehe, aber auch die zuständigen Behörden bei der Aufklärung unterstütze.

 

Fußball als sauberer Sport?

 

Die herkömmlichen Ausreden, dass Doping im Fußball nichts bringe, sind bereits lange ad absurdum geführt worden. Wieso sollten Fußballer nicht auch von einer erhöhten Sauerstoffaufnahme, durch eine erhöhte Anzahl von roten Blutkörperchen z.B. durch EPO-Doping, profitieren? Oder: Warum sollten Fußballer nicht auch auf eine schnelleren Regeneration durch verbotene Substanzen nach Spielen setzen?

Prinzipiell müsste auch im Fußball ein engmaschigeres Anti-Doping-System geschaffen werden.

Nicht viel ist über die genaue Anzahl an Dopingkontrollen im deutschen Fußball bekannt. Seit 2015 hat die NADA sowohl die Wettkampfkontrollen, als auch die Trainingskontrollen für den DFB und die DFL übernommen. Was damals als positiver Schritt in die richtige Richtung wahrgenommen wurde, muss allerdings relativiert werden. In Recherchen von 2017 hat der Bayrische Rundfunk herausgefunden, dass gerade in den Saisonpausen – in der Zeit das Doping am meisten Sinn macht – nur jeder zehnte Bundesligaspieler getestet wurde.
Wie aus dem Jahresbericht der NADA deutlich wird, gab es im Jahr 2021 insgesamt 2.190 Dopingkontrollen, darunter fallen allerdings die 1./2. Bundesliga, die 3. Liga, die Bundesliga der Frauen und Teile des Junioren-Bereichs. Bei einer Anzahl von circa 20 Spielern pro Mannschaft und ungefähr 70 Mannschaften ergibt das nicht einmal zwei Tests pro Jahr.
Es wird jedoch daraufhin gewiesen, dass Nationalspieler öfter getestet werden, als andere. 

Hier zeigt sich einmal mehr das Problem der sportlichen Selbstkontrolle.

Ferner räumt die NADA den deutschen Fußballverantwortlichen und den Vereinen ein Sonderrecht ein. Diese werden von der NADA unmittelbar nach einem positiven Laborbefund benachrichtigt, so dass sie daraufhin das Krisenmanagement selbst unter Kontrolle haben. Ein solches Recht ist einzigartig unter deutschen Sportfachverbänden. DFB und NADA bestreiten eine solche Sonderregelung, so die recherchierten BR-Informationen. Sie verweisen auf die Übereinstimmung von DFB-Regularien mit dem NADA-Code.

Es bleibt abzuwarten, welche sportrechtlichen Konsequenzen für Vušković folgen, jedenfalls ist mit der Einleitung eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahren zu rechnen. 

Severin Lask / Steffen Lask

 

Frank Ullrich – Rückzug aus der NADA

Nach weiter anhaltender Kritik und Dopingvorwürfen hat sich der Ex-Biathlet und SPD-Sportausschussvorsitzende Frank Ullrich aus dem Aufsichtsrat der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) zurückgezogen.

Er weist die Dopingvorwürfe, die ihm im Zusammenhang mit seiner Sportlervergangenheit in der DDR gemacht werden, zwar weiterhin vehement zurück. Ullrich gab erneut an, weder selbst bewusst Dopingmittel genommen zu haben, noch anderen Athleten unerlaubte Mittel verabreicht zu haben.

Schon vor zwei Wochen hatte er sein Amt im Aufsichtsrat der NADA vorerst ruhen lassen. Nun erklärte er, dass es eine solche Ruhensregelung in der NADA nicht gäbe und er nach Abwägung der Kritik, Gesprächen mit seiner Fraktion und um das Vertrauen von Dopingopfern nicht zu beschädigen, das Amt gänzlich aufgeben werde.

Zuvor war die Kritik am Amt im Aufsichtsrat der NADA von Ullrich laut geworden, da alte Stasi-Unterlagen aufgetaucht seien, aus denen sich ergäbe, dass Ullrich möglicherweise zwischen 1985 und 1986 mit dem Dopingmittel Oral-Turinabol gedopt werden sollte.
Ullrich gab wiederholt an, nie wissentlich, sowohl als Sportler als auch als Trainer, Dopingmittel verwendet zu haben. Weitere Hinweise für ein Dopingvergehen gibt es nicht. 

Eine Amtsniederlegung ist hier nicht, als Eingeständnis zu verstehen. Jedoch ist es vielleicht für die Anerkennung von DDR-Doping-Opfern von Vorteil, wenn Ullrich nicht ein Amt im Aufsichtsrat der NADA inne hat.

Severin Lask / Steffen Lask

EuGH – Bestätigung der Dopingtestpraxis

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EuGH) in Strasbourg bestätigt das Doping-Kontrollsystem, wonach die Dopingagenturen Profisportler verpflichten dürfen, drei Monate im Voraus ihre Aufenthaltsorte gegenüber Dopingskontrolleuren mitzuteilen. Das Whereabouts-System versoße nicht gegen die Menschenrechte der Athleten, so die Richter. Geklagt hatten u.a. eine Reihe von Sportlern und französische Sportverbände. Sportler müssen drei Monate im Voraus – für ein Zeitfenster von einer Stunde – angeben, wo sie sich aufhalten, damit Kontrolleure unangemeldet Dopingtests durchführen können. Nur so funktioniere das Doping-Kontrollsystem annährend. Die NADA in Deutschland sieht sich in ihrer Vorgehensweise bestätigt, wie das Vorstandsmitglied der NADA Mortsiefer gegenüber den Medien (dpa) mitteilte.

Steffen Lask

WADA-Statistik über Dopingverstöße im Jahr 2014 veröffentlicht

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Am Donnerstag letzter Woche veröffentlichte die WADA den 2014 Anti-Doping Rule Violations (ADRVs) Report. Der Jahresbericht gibt einen Überblick zu den Dopingverstößen im Jahr der Olympischen Winterspiele in Sotschi, der Winter-Paralympics in Sotschi, den Commonwealth Games in Glasgow, der Basketball-Weltmeisterschaft in Spanien, der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien und der Handball-Europameisterschaft in Dänemark. Deutschland schneidet im Ländervergleich gut ab.

Insgesamt sind 1.693 Verstöße dokumentiert. Davon entfallen 148 – und damit die meisten – auf Russland. Im Negativranking folgen Italien (123), Indien (96), Belgien und Frankreich (jeweils 91). Nach Sportarten geordnet ergibt sich folgendes Bild: Leichtathletik (248), Bodybuilding (225) und Radsport (168) führen die Liste wohl kaum überraschend an. Aber auch die im Zusammenhang mit Doping weniger im Fokus der Medien stehenden Fußballspieler (80), Boxer (49) und Rugbyspieler (40) finden sich im Jahresbericht relativ weit oben wieder. Positiv fällt auf, dass die Anzahl der Dopingverstöße im Vergleich zum Vorjahr (2013) regressiv ist. Insgesamt ist ein Rückgang um 13.31 % (1.953 Verstöße im Jahr 2013) festzustellen. Dabei sind 2014 (nur) noch 109 Länder (115 Länder im Jahr 2013) und 83 Sportarten (89 Sportarten im Jahr 2013) vertreten. Deutschland ist mit 20 Verstößen vertreten. Im Einzelnen untergliedern sich diese in 18 Wettkampfverstöße, einen Verstoß außerhalb von Wettkämpfen und einen Non-Analytical-Verstoß. Eine einzelne Sportart sticht nicht hervor.

Weitere Einzelheiten und Schaubilder können über den oben eingebetteten Link eingesehen werden.

Dennis Cukurov / Steffen Lask

NADA reagiert auf Vorwürfe von Athleten – Standards für Dopingtests angehoben

Nachdem Athleten Zweifel an der Integrität von Dopinganalysen der NADA geäußert haben, teilte diese gestern mit, ihre Standards bei Dopingtests anzuheben.

Laut Berichten der Süddeutschen Zeitung sollen Athleten in mehreren Fällen darauf hingewiesen haben, dass bei Dopingkontrollen abgelaufene Materialien eingesetzt wurden. Labormediziner reagierten fassungslos auf diesen Befund und äußerten Zweifel an der Verwertbarkeit der Proben. In der Vergangenheit sollen abgelaufene Teströhrchen bereits öfter zu unplausiblen Ergebnissen geführt haben. „Im Anti-Doping-Kampf wollen Sie Veränderungen dokumentieren, die in einem minimalen Bereich liegen, da müssen Sie sichergehen, dass es durch keinen äußeren Faktor zu einer noch so geringen Verfälschung kommen kann“, so Matthias Orth, Vorstand im Berufsverband Deutscher Laborärzte, gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Umso erstaunlicher ist es, dass die Beachtung der Haltbarkeit der Utensilien in den Standards der NADA nicht festgeschrieben war. Dass die NADA ihre Standards bei den Kontrollen nun um das Kriterium „Haltbarkeit der Utensilien“ ergänzt, ist also durchaus zu begrüßen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass dem Athleten im Fall von abgelaufenen Testutensilien kaum Kontroll- und Nachweismöglichkeiten zur Verfügung stehen. Gleichzeitig kann die Verfälschung einer Probe, die zu einem positiven Testergebnis führt, nicht nur Karrieren beenden, sondern auch eine erhebliche Stigmatisierung des Athleten nach sich ziehen. Es ist also nicht lediglich ein labortechnisches Problem, sondern sogar vordergründig ein rechtliches.

Und man stelle sich darüber hinaus vor – bei der politisch gewollten und angestrebten Strafbarkeit des gedopten Athleten – einer solcher Test ist der Beginn einer strafrechtlichen Verfolgung und Kriminalisierung des Sportlers.

Die bisherige Praxis wird möglicherweise dennoch nicht folgenlos bleiben. Bei positiven Ergebnissen aus zurückliegenden Blutkontrollen wird sich stets die Frage stellen, ob die verwendeten Materialien bereits abgelaufen waren und wer hierüber den Beweis zu erbringen hat. Der nachlässige Umgang mit der Haltbarkeit der Utensilien wird den Kampf der NADA für einen sauberen Sport nicht leichter machen.

Fabian Scharpf / Prof. Dr. Steffen Lask